Interviewfragen an Sanjeev Bhatt (Gründer und Vorstand) von Radico:

Warum bauen Sie Pflanzen für Haarfarben an?


Das hat drei Gründe:

  1. Um die volle Kontrolle über organischen Anbau zu haben und um die Qualitätskontrolle vom Feld bis zur Verarbeitung zu gewährleisten.
  2. Unser Umsatz wächst weltweit sehr stark, sodass wir schon sehr bald einen Engpass für organische Pflanzen/Kräuter erwarten, da es zur Zeit nur sehr wenige   Farmer gibt, die unseren Standard/Qualität entsprechen. Um einen zukünftigen Engpass zu vermeiden, kultivieren wir unsere Kräuter zukünftig zu 100% selbst.
  3. Indische Landwirte sind sehr arm – wir möchten ihr Leben verbessern, indem wir durch faire Preise mehr als den Mindestlohn bezahlen, damit sie in Zukunft selbständig sind und ihr Leben von der Landwirtschaft ausreichend gestalten können.

Wo befindet sich das Anbaugebiet?


In Indien. Henna Felder in Staat Rajasthan, Indigo Kräuter im Süden von Indien und die anderen Kräuter in Zentralindien.

Wie groß ist es?


Zur Zeit haben wir 6 Hektar nur für Hennapflanzen und schon sehr zeitnah insgesamt 150 Hektar für alle übrigen Kräuter. Da wir sehr stark wachsen ist unser Ziel eine Mindestgröße von 600 Hektar – um, wie oben angesprochen, eine 100% Selbstkultivierungsrate zu gewährleisten.

Wie viele Kräuter werden für die Haarfarbe angebaut?


Für die Haarfarben acht.

Welche sind es?


Henna, Indigo, Bhringraj, Manjistha,Hibiscus,Brahmi, Amla, Methi.

Wie lange müssen sie wachsen?


Die Kräuter wachsen zwischen 6-9 Monate.

Gibt es einen idealen Zeitpunkt für die Ernte (Mondnacht oder ähnlich)?

Der beste Erntezeitpunkt sind die Monate September und Oktober.

Wie lange werden sie getrocknet?

Bis zu einem Jahr.

Wie kann ich mir das typische Leben in dieser Region vorstellen?

Landwirte leben in sehr einfachen Verhältnissen und sind sehr arm. Wir versuchen durch faire Preise Ihren Lebensstandard zu erhöhen – wenigstens in den Orten, wo unsere Felder liegen.

Wie viele Menschen arbeiten dort? Zu welchen Bedingungen wird gearbeitet?


Unsere Produktion und unser Lager liegen in der Nähe der Hauptstadt Dehli. Wir haben knapp 100 Mitarbeiter.

Wie leben die Mitarbeiter?


Unsere Mitarbeiter leben in guten Verhältnissen, da wir sie entsprechend bezahlen. (Höchster Standard in der Industrie)

Sind Sie ein wohlhabender Geschäftsmann, der in einer Villa lebt?


Man würde mich in die gehobene Mittelschicht in Indien zuordnen. Ich besitze mit meiner Familie ein Appartement – mehr brauche ich nicht.

Haben Sie Familie?


Ja, mit 2 Kindern – eine Tochter und einen Sohn

Arbeitet die Familie auch auf der Pflanzenplantage?


Nein. Der Sohn studiert zur Zeit noch in England – arbeitet aber in den Semesterferien immer in der Zentrale mit. Er ist in Zukunft der Ansprechpartner für die jeweiligen Großhändler und kümmert sich um die sozialen Medien.

Wie ist die Idee entstanden, Pflanzen für Haarfarben anzubauen?


Als ich 1992 mein Geschäft startete, gab es noch keine Pflanzenhaarfarben, sondern nur chemische Haarfärbung mit den entsprechenden „Nebenwirkungen“. Ich begann also mit einer einzigen Farbe – Henna, welches ein Braun mit orangenem Farbstich ergab. Ich habe es als erstes auf dem japanischen Markt als natürliche Haarfarbe eingeführt. Nach einer kurzen Zeit wurde es dort populär und ich bekam Nachfrage auch nach anderen Farbtönen und steigende Aufträge. Ich kontaktierte alle damaligen Experten, aber jeder sagte mir, dass es nicht möglich wäre mit 100% organischen Pflanzenhaarfarben eine gute Farbdeckung zu bekommen. Also baute ich mir ein kleines Labor auf und begann selbst mit verschiedenen Kräutern nach ajurvedischen Prinzipien zu experimentieren. Das Wissen dazu fand ich in alten Büchern. Für ein tiefes Rot nahm ich Manjistha, für blaue Färbung Indigo, für Orange nahm ich Henna etc…Es gab zu der Zeit wenig Forschung auf dem Gebiet. Danach begann ich die Kräuter in verschiedenen Verhältnissen zu mixen. Es war sehr schwierig, da die Resultate oftmals das Gegenteil meiner Erwartungen waren. So lernte ich, dass Kräuter viele, bis dato, unidentifizierte Wirkstoffe enthielten. Nach vier Jahren harter Forschungsarbeit konnte ich dann den ersten 100% organischen braunen Farbton in Japan auf den Markt bringen. Nach und nach mit weiterer harter Forschungsarbeit waren wir dann 2012 soweit 10 organische Farbtöne herstellen zu können, die auch von Ecocert zertifiziert wurden. Wir sind weltweit das erste Unternehmen, welches eine Zertifizierung für organische Haarfarbe bekommen hat und das einzige Unternehmen weltweit, welches sich zu 100% auf natürliche und organische Haarfarben konzentriert.

Wie entstehen die Mischungen? Sind sie immer gleich?


Die Mischungen entstehen durch „unendliches“ Experimentieren und ständiges Weiterentwickeln. Ich verfüge über mehr als 30 Jahre Erfahrung und nutze jede freie Minute um im Labor weiter zu forschen. Erst kürzlich bekam ich für meine langjährige Forschungsarbeit die Ehrendoktorwürde der Universität in Cambridge verliehen.

Lässt sich nachvollziehen, seit wann Frauen ihre Haare mit Pflanzenhaarfarben färben?

Schon in den 70er Jahren gab es Färbungen mit reinem Henna.

Woher haben Sie die Rezepte für die Mischung der Farben?


Alte ajurvedische Rezepte in Kombination mit jahrzehntelanger Forschung.
Die Haare der Frauen in Indien sind anders von der Struktur.

Wie ist es gelungen, die Farben an europäisches Haar anzupassen?


Durch jahrelange Forschung.

Hat das Haarefärben in Indien eine andere Bedeutung für Frauen als für Frauen in Deutschland/Europa?


Nein, auch in Indien möchten Frauen jünger und schöner aussehen.

Mögen Inderinnen die gleichen Haarfarben wie Europäerinnen?


Nein – in Indien haben fast alle Frauen von Natur aus schwarze Haare – dementsprechend können sie keine hellere Haarfarben verwenden als Schwarz.

Benutzen junge Inderinnen auch Pflanzenhaarfarben oder eher “moderne” chemische Haarfarben?


Auch in Indien benutzen immer mehr Frauen Pflanzenhaarfarben, da auch Sie durch die Medien und in Schulen über die Nebenwirkungen von chemischen Haarfarben aufgeklärt wurden. Sie möchten lieber sicher sein und ihre Gesundheit schützen.

Welche Wirkungen haben die Pflanzen wie beispielsweise Henna, Amla oder Hibiscus außer dass sie färben?


Diese Kräuter haben eine Vielzahl von guten Eigenschaften- außer dem Färben.
Amla z.b. ist reich an Vitamin C und auch sehr gut für Haut(Antioxidant) und den Magen(hilft bei der Verdauung)
Hibiscus hilft bei Juckreiz(Kühlungseffekt) und hilft gegen Schuppen.
Henna stärkt das Haar und gibt ihm Glanz.

Warum decken die Farben besser graues Haar ab als andere Pflanzenhaarfarben?


Das ist das Ergebnis von mehr als 30 Jahren Forschung ! Die Kräuter werden von Gott gegeben, aber die richtige Mischung und die richtige Kombination von Kräutern ist das „Geheimnis“ unseres Erfolges.

Warum dunkelt das Haar nach dem Färben manchmal nach?


Es dunkelt immer nach,da das der sogenannte Oxidationsprozeß ist. Sobald die Wirkstoffe der Pflanzenextrakte mit Sauerstoff in Berührung kommen, setzt die Verdunkelung ein.
Bei der chemischen Haarfärbung wird ein chemisches Wasserstoffperoxid benutzt um die Verdunkelung innerhalb von max 30 min zu erreichen. Das ist sehr schnell, hat aber auch Nebenwirkungen für Haar und Körper zu Folge.
Bei der organischen Haarfärbung wird einfache Luft für den Oxidationsprozess genommen. Dieser Prozess dauert zwar länger ist dafür aber völlig ungefährlich für den menschlichen Körper.

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